DENNIS THIES

BEHIND AND BEYOND

In seiner zweiten Einzelausstellung bei Alp Galleries stellt der in Köln lebende Künstler Dennis Thies eine Auswahl von Werken seiner neuesten Serie vor, die den sprechendenTitel „behind and beyond“ trägt. Es handelt sich dabei um Leinwandbilder, die ganzflächig mit zahlreichen Schichten unterschiedlicher Acrylfarben bedeckt sind, wobei die abschließende Schicht meist in Schwarz oder Weiß, zuweilen auch in anderen Farben gehalten ist. Im Gegensatz zur traditionellen Malerei geschieht der eigentliche Malakt (falls hier überhaupt von Malerei die Rede sein kann) nicht additiv durch das Auftragen von Farbe, sondern subtraktiv, indem der Künstler gewisse Areale der Farbschichten wieder abträgt, d. h. mit unterschiedlichen Werkzeugen abschabt, -wischt oder -kratzt. Das Ergebnis dieses mit äußerster Behutsamkeit erfolgenden Vorgangs ist nie vorherzusehen. Die kleinste Änderung des Drucks mit seinen Arbeitswerkzeugen bringt neue Farbschichten und unerwartete Wirkungen hervor. Das Ergebnis dieses entsprechend langsamen und höchste Konzentration verlangenden Arbeitsprozesses sind faszinierende, subtile Farbphänomene, unscharfe, oft von feinsten Farblinien begrenzte Flecken, die den Blick des Betrachters – wie es der Titel andeutet – die Oberfläche und über sie hinaus in einen ganz eigenen, wundersamen Bildraum führen.

Aus Thies’ neuen Bildern ist alles Laute, Eindeutige, Plakative und allzu Offensichtliche verbannt. Ganz leise und verletzlich geben sich die oft mit zarten Bleistiftlinien oder Pinselspuren akzentuierten Farbstrukturen. Bewusst favorisiert Thies kleine und mittlere Formate, die den Betrachter zu einem konzentrierten Nahblick und einem Eindringen in imaginative, die Vorstellungskraft aktivierende Tiefenräume verlocken. Trotz der Technik – Acryl auf Leinwand – sieht sich Dennis Thies nicht als Maler. Sein Interesse gilt nicht Themen wie Farbe und Farbkomposition als solchen. Als Künstler, der bei so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie dem auf formale Ästhetik bedachten Karl Burgeff und dem auf soziale Veränderungen konzentrierten Joseph Beuys Bildhauerei studierte, stehen für Dennis Thies das Phänomen der Tiefe, der ambivalente Bildraum und die Anmutung, der „Sound“ der Bildstrukturen im Mittelpunkt des Interesses.

 

Dr. Peter Lodermeyer,, Kunsthistoriker und Kurator, Bonn